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Kleines Gerät mit großen Ambitionen angeschafft

22. Juli 2017

Ein kleines Gerät führt im Zentrallabor des St.-Katharinen-Hospitals jetzt zu großen Fortschritten. Dort wurde gerade die Diagnostik für ein Bakterium mit dem Namen Clostridium difficile auf ein neues Niveau gebracht. „C-Diff“, wie es im Mediziner-Jargon heißt, verursacht seit Jahren zunehmende Probleme, da es bei Antibiotika-Anwendung die normale Darmflora überwuchern kann. Die Patienten leiden dann an schweren, teils kaum zu behandelnden Durchfällen.

Hygienefachkraft Sr. Sigrun Kirsch und Laborleiter Dr. med. Norbert OstendorfBessere Diagnostik für Antibiotika-Durchfall

Bisher wurde nicht das Bakterium selbst, sondern sein Toxin, welches die Durchfälle erzeugt, nachgewiesen. Durch den Fortschritt in der Labordiagnostik ist es nun möglich, mit einem vereinfachten Test die genetischen Eigenschaften der Bakterien zu untersuchen. „Wenn es schnell gehen muss, liegt in gut einer Stunde ein Ergebnis vor“, erklärt Laborleiter Dr. med. Norbert Ostendorf, gleichzeitig einer der hygienebeauftragten Ärzte. „Dies ist für die Behandlung wichtig, da für Durchfall natürlich auch andere Ursachen in Frage kommen. Ein wesentlicher Nachteil des herkömmlichen Toxin-Tests ist im Vergleich die geringere Präzision, denn Toxin ist empfindlich und keineswegs stabil.“ Mit der neuen Diagnostik am St.-Katharinen-Hospital liegen hingegen genaue Ergebnisse ebenso schnell wie zuverlässig vor.

Eingespieltes Team: Labor, Hygieniker und Krankenhausapotheke
Die Ergebnisse der Untersuchung stehen den behandelnden Ärzten und dem Hygieneteam des Krankenhauses über das Computersystem sofort zu Verfügung. Der Krankenhaushygiene kommt bei der Eindämmung von Clostridien-bedingten Durchfällen eine wichtige Rolle zu, da dieses Bakterium in der Umwelt sehr gut überlebensfähig ist. Deshalb müssen ggf. rasch wirksame Desinfektionsmaßnahmen sowie eine Abschirmung des Patienten eingeleitet werden. Labor und Krankenhaushygiene sind am Frechener Krankenhaus eng miteinander verknüpft. 1 Neben der schnellen und sicheren Diagnose ist der sparsame und zielgerichtete Einsatz von Antibiotika das zweite Standbein bei der Bekämpfung der von Antibiotika verursachten Durchfälle. Dr. Ostendorf: „Auf Initiative der Krankenhausapothekerinnen wurde schon vor längerer Zeit ein System der Beratung und Überwachung des Antibiotika-Einsatzes aufgebaut. Die Maßnahme wird mit dem modernen Schlagwort  ́Antibiotic Stewardship ́ bezeichnet. Dazu gehören hausinterne Arbeitsanleitungen, welche Antibiotika bei verschiedenen Krankheiten bevorzugt einzusetzen sind, die sich wiederum auf die Untersuchungsergebnisse des mikrobiologischen Labors stützen.“

Klarer Vorteil für Patienten und Mediziner
Das St.-Katharinen-Hospital ist das einzige Krankenhaus im Rhein-Erft-Kreis, das seine mikrobiologischen Untersuchungen selbst erbringt. Im Raum Köln sind dies sonst nur noch die Universitätsklinik und die Kliniken der Stadt Köln. „Eine ortsnahe Diagnostik hat viele Vorteile“, erläutert auch Geschäftsführer Jakob Josef Schall die günstige Ausnahmesituation, ein modernes High-Tech-Labor mit den entsprechenden Fachleuten gleich vor Ort im Haus zu haben. „Einerseits entstehen kaum Zeitverluste, andererseits entfällt der Probentransport in ein entferntes Labor, bei dem einige Krankheitserreger bereits absterben können.“

Durch die Weiterentwicklung der Labortechnik werden Untersuchungsmethoden, die vor kurzem noch großen Aufwand erforderten, auch in Routinelaboratorien verfügbar. „Illumipro 10, das neue Mitglied der Geräteausstattung in unserem Zentrallabor, ist gerade noch so groß wie ein altmodischer Taschenrechner“, zeigt sich Dr. Ostendorf gleichermaßen fasziniert wie begeistert. „Wenn sich die neue Methode bewährt, können in Zukunft auch andere schwierig zu diagnostizierende Infektionskrankheiten mit dem Gerät bearbeitet werden.“ Zum Verständnis dafür, dass die Neuanschaffung einen echten Patientennutzen darstellt, führt Dr. Ostendorf ein prägnantes Beispiel an: „Hier wären insbesondere die Chlamydien zu nennen, die zu den sexuell übertragbaren Erregern zählen. Die Chlamydien- Infektion verursacht nur geringe Beschwerden, kann aber durch die Vernarbung der Eileiter zu Unfruchtbarkeit bei Frauen führen.“ Tückisch sei gerade hierbei: „Dieses Bakterium wächst nicht auf Nährböden; die Diagnose kann nur durch eine genetische Untersuchung gestellt werden.“

Bild: Hygienefachkraft Sr. Sigrun Kirsch und Laborleiter Dr. med. Norbert Ostendorf erläutern die vorteilhafte Funktion des neuen Medizingerätes, dessen unspektakuläre Winzigkeit über den großen Nutzen in der Labordiagnostik hinweg täuscht.