Veränderungen frühzeitig entdecken und behandeln
Neue Dysplasiesprechstunde in der Gynäkologie am St.-Katharinen-Hospital
Um Vorstufen zum Gebärmutterhalskrebs frühzeitig erkennen und behandeln zu können, hält die gynäkologische Abteilung am Frechener St.-Katharinen-Hospital ein neues Angebot bereit: Herr Dr. med. Thomas Einzmann, Oberarzt der Klinik, bietet ab sofort eine Dysplasiesprechstunde an. „Es handelt sich um eine Spezialsprechstunde für Frauen mit Haut- und/ oder Schleimhautveränderung der inneren und äußeren Genitale. Bleiben diese Veränderungen lange unerkannt, kann dies zu einer Krebserkrankung führen“, erklärt Dr. Einzmann den Hintergrund. Ab sofort werden Termine kurzfristig vergeben, so dass zwischen Anruf und Vorsprache maximal drei Tage liegen sollen.
Warum diese spezielle Sprechstunde?
„In dieser Sprechstunde werden Veränderungen im Bereich des äußeren weiblichen Genitales, des Dammes und der Analregion sowie im Bereich der Scheide und des Gebärmutterhalses diagnostiziert und bei Bedarf behandelt“, erläutert Dr. Einzmann. „Im eigentlichen Sinne werden unter der Bezeichnung Dysplasie leichte bis schwere Veränderungen der oberflächlichen Anteile der äußeren Hautschicht bezeichnet. Werden diese Veränderungen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, können im weiteren Verlauf schwere Erkrankungen entstehen - einschließlich schwerer Krebserkrankungen.“
Die meisten Patientinnen kommen wegen auffälliger Abstriche mit Überweisungen der behandelnden Frauenärztinnen und Frauenärzte in die Sprechstunde. „Die Dysplasien sind grundsätzlich Erkrankungen, die sich über einen längeren Zeitraum entwickeln, so dass die Diagnose einer Dysplasie, bzw. eines auffälligen Abstriches, zunächst kein Anlass zur Sorge sein sollte“, weiß Einzmann. „Die auffälligen Abstriche werden nach dem Erfinder der zytologischen Untersuchungen benannt: Test nach Papanicolaou oder kurz Pap-Test. In aller Regel finden sich diese auffälligen Veränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses.“ Die Veränderungen werden nach der sog. „Münchner Nomenklatur III“ aus dem Jahre 2016 eingeteilt. Einzmann: „In der Beurteilung der Befunde sind unsere Ärztinnen und Ärzte der Dysplasie-Sprechstunde gerne behilflich.“
Hintergrund
Die Ursache der Dysplasien sind Infektionen mit Humanen Papillom-Viren (HPV), welche in der Regel im Rahmen des Geschlechtsverkehrs übertragen werden. Diese HP-Viren können mittels einer speziellen Untersuchung nachgewiesen werden. Eine Infektion mit HPV ist sehr häufig. Bei etwa 25 Prozent aller Frauen unter 30 Jahren und etwa 8 Prozent aller Frauen über 30 Jahre können HP-Viren im Genitalbereich nachgewiesen werden. In jüngeren Jahren werden die HP-Viren innerhalb eines Zeitraums von etwa 6-18 Monaten durch das Immunsystem eliminiert. Ab dem 30. bis 35. Lebensjahr kommt es zur Persistenz der HPV-Infektion. Diese ist Voraussetzung zur Entstehung von Dysplasien.
Verschiedene Schweregrade
Leichte Dysplasien des Gebärmutterhalses (sog. CIN I) bilden sich häufig spontan zurück und müssen in der Regel nur kontrolliert werden. Mäßige Dysplasien (sog. CIN II) bilden sich bei jüngeren Patientinnen in ca. der Hälfte der Fälle zurück. Schwere Dysplasien (sog. CIN III) können ohne Behandlung in ein Karzinom des Gebärmutterhalses übergehen. Allerdings ist hierzu ein langer Zeitraum in der Größenordnung von etwa 10 Jahren erforderlich.
„Die Diagnose einer CIN III ist keine lebensbedrohliche Erkrankung, aber immer ein Grund für einen kleinen operativen Eingriff, welcher als „Konisation“ bezeichnet wird“, erklärt Einzmann weiter. „Bei diesem Eingriff werden etwa 10-15 mm des äußeren Anteiles des Gebärmutterhalses entfernt.“ Der Eingriff dauert etwa 5-10 Minuten und wird in der Regel in einer Kurznarkose durch die Ärzte der Dysplasie-Sprechstunde durchgeführt. „Für Patientinnen ist es wichtig zu wissen, dass nicht nur die sog. Dysplasien in unserer Sprechstunde behandelt werden, sondern auch alle anderen gutartigen Veränderungen im Genitalbereich. Dies sind insbesondere Veränderungen der Vulva und der Scheide, die mit erheblichen Beschwerden im Sinne von quälendem Juckreiz oder starken Schmerzen einhergehen.“ Diese Veränderungen werden ebenfalls in der Sprechstunde behandelt. Dazu gehört ein weiterer Schwerpunkt in der Diagnostik und Therapie, nämlich alle Formen des sog. „Lichen sclerosus“, einer Autoimmunerkrankung die in allen Lebensbereichen auftreten kann.
Beste Ausstattung für optimale Versorgung
Das St.-Katharinen-Hospital hat etwa 30.000 Euro in einen neuen Behandlungsraum für die Dysplasie-Sprechstunde investiert. Hierzu zählt die Anschaffung eines sog. Kolposkops, einer Hochleistungsoptik, mit der Hautveränderungen präzise erfasst und digital archiviert werden können. Des Weiteren ist eine komplett neue Ausstattung mit optimiertem Behandlungsstuhl einschließlich eines hochauflösenden Ultraschallgerätes der höchsten Preisklasse vorhanden.
Leiter der neuen Dysplasie-Sprechstunde ist Dr. Thomas Einzmann, der langjährige Expertise auf diesem Spezialgebiet besitzt.
Eine Anmeldung zur Dysplasie-Sprechstunde erfolgt über: Sekretärin Frau Franke: 02234 – 502 10110.