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Harninkontinenz

Unter Harninkontinenz (UI) versteht man den Verlust der Kontrolle über den Urin bzw. die Unfähigkeit, den Urin zu halten, bis man eine Toilette erreicht. Inkontinenz kann von leichten Urinverlusten bis hin zu schwerem, häufigem Einnässen reichen. Millionen von Menschen sind von Inkontinenz betroffen, was zu ausgeprägten Lebensqualitätseinbußen führt. Inkontinenz ist keine zwangsläufige Folge des Alterns, tritt aber bei älteren Menschen besonders häufig auf. Sie wird oft durch spezifische Veränderungen der Körperfunktionen verursacht, die durch Krankheiten, die Einnahme von Medikamenten und/oder den Ausbruch einer Krankheit entstehen können. Manchmal ist sie das erste und einzige Symptom eine Harnwegsinfektion.

Bei Frauen tritt Inkontinenz am häufigsten während der Schwangerschaft und Geburt oder nach der hormonellen Umstellung in den Wechseljahren auf, da die Beckenmuskulatur geschwächt ist.

Arten von Urininkontinenz

Die Dranginkontinenz, d. h. die Unfähigkeit, den Urin lange genug zu halten, um eine Toilette zu erreichen, geht mit einem plötzlichen, intensiven Harndrang einher, dem man nicht widerstehen kann. Sie kann durch neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz, Morbus Parkinson und Multiple Sklerose verursacht werden, kann aber auch bei Patienten ohne neurologische Erkrankungen auftreten. Probleme beim Stuhlgang können ebenfalls eine Dranginkontinenz verursachen.

Bei der Belastungsinkontinenz tritt Urin beim Sport, Husten, Niesen, Lachen, Heben schwerer Gegenstände oder anderen Körperbewegungen auf, die Druck auf die Blase ausüben. Sie ist eine der häufigsten Formen der Inkontinenz, insbesondere bei Frauen. Bei Männern kann eine Operation an der Prostata eine Belastungsinkontinenz verursachen.

Eine Sonderform, die Überlaufinkontinenz tritt auf, wenn die produzierte Urinmenge das Fassungsvermögen der Blase übersteigt. Diese Art der Inkontinenz entsteht in der Regel, wenn eine Person nicht in der Lage ist, ihre Blase regelmäßig vollständig zu entleeren. Die Patienten klagen oft über ständiges Nachtröpfeln oder darüber, dass sie zwar kleine Mengen urinieren, sich aber nicht leer fühlen.

Die gemischte Inkontinenz bezieht sich in der Regel sowohl auf Belastungs- als auch auf Dranginkontinenz, kann sich aber auf jede Kombination von Inkontinenzarten beziehen.

Eine funktionelle Inkontinenz ist ein medizinischer Zustand, der eine Person daran hindert, rechtzeitig die Toilette aufzusuchen, um zu urinieren, was zu Inkontinenz führt. Häufige Beispiele sind körperliche Beeinträchtigungen wie Arthritis, die es schwierig machen, sich schnell genug zu bewegen, um rechtzeitig eine Toilette zu erreichen, oder geistige Beeinträchtigungen wie Demenz, die es einer Person unmöglich machen, zu erkennen, wann sie urinieren muss.

Bei der totalen Inkontinenz handelt es sich um eine anhaltende, ständige Inkontinenz, die aufgrund von anatomischen Anomalien oder Verletzungen bei Operationen auftreten kann.

Bewertung der Harninkontinenz

Inkontinenz ist eine häufige Erkrankung, die jedoch nicht ignoriert werden sollte. Personen, die unter Inkontinenz leiden, sollten einen Arzt aufsuchen, da es eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten gibt, die die Kontrolle über den Harnfluss erheblich verbessern können. Ärzte bitten die Patienten häufig, ein Miktionstagebuch oder ein Häufigkeits- /Volumen-Diagramm auszufüllen, um das Miktionsverhalten zu ermitteln. Sie können eine Urinuntersuchung durchführen, um eine Infektion oder andere Probleme auszuschließen.
Nach der Blasenentleerung kann ein Ultraschall oder ein Scan der Blase durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass der Patient seine Blase vollständig entleert. Sie können einen Hustenbelastungstest durchführen, um zu untersuchen, ob eine Belastungsinkontinenz vorliegt. Zu den anspruchsvolleren Tests gehört die Video-Urodynamik (auch Blasenfunktionstest genannt). Mit dieser hochentwickelten Untersuchung kann der Arzt die Blasenkapazität bestimmen, feststellen, ob die Blase beim Füllen krampft, ob eine Inkontinenz vorliegt und ob der Blasendruck angemessen ist. Außerdem kann er das mit diesem Test analysierte Entleerungsmuster analysieren und eine Röntgenaufnahme der Blase anfertigen.

Behandlung von Harninkontinenz

Unsere Urologen stimmen die Behandlung auf die jeweilige Art der diagnostizierten Inkontinenz ab. Zu den Behandlungsansätzen gehören:

Verhaltenstherapien sollen den Betroffenen helfen, die Kontrolle über ihre Blase wiederzuerlangen. Dazu gehören Blasentraining, bei dem die Betroffenen lernen, dem Harndrang zu widerstehen und die Intervalle zwischen den Entleerungen allmählich zu verlängern. Hierzu dienen routinemäßige oder geplante Toilettengänge, Gewohnheitstrainingspläne und gegebenenfalls das erneute Erlenen der willentlich gesteuerten Blasenentleerung.

Ergänzend kann ein Beckenboden-Training, insbesondere bei der Belastungsinkontinenz, zur Verbesserung des Beckenmuskeltonus und zur Verhinderung von unkontrollierten Blasenentleerungen durchgeführt werden. Bei regelmäßiger Durchführung können diese Übungen der Beckenmuskulatur die Harninkontinenz verbessern und sogar verhindern. In Verbindung mit Biofeedback, ein Verfahren zur Elektrostimulation des Beckenbodens mit dem Ziel die Muskelkontraktionen anzuregen, hilft das Beckenbodentraining vielen Betroffenen, ihre Beckenbodenmuskeln besser wahrzunehmen und zu kontrollieren.

Medikamente werden hauptsächlich zur Behandlung von Dranginkontinenz und Mischinkontinenz eingesetzt. Hierzu zählen in aller Regel anticholinerge oder ß2-sympatomimetische Substanzklassen.

Bei postmenopausalen Frauen kann zudem der Einsatz von lokalem Östrogen eine bestehende Dranginkontinenz positiv beeinflussen.

Operativ können nach ausbleibendem Erfolg der konservativen Maßnahmen bei der Belastungsinkontinenz die Implantation eines künstlichen Schließmuskels oder Harnröhrenbänder-/Schlingen eingesetzt werden. Bei der Dranginkontinenz kann eine Implantation von InterStim – einem schrittmacherähnlichen Gerät zur Kontrolle der Blasefunktion - bei Dranginkontinenz eingesetzt werden.

Eine Ernährungsumstellung, einschließlich Verzicht auf Koffein in Kaffee, Limonade und Tee und/oder Verzicht auf Alkohol sollte zudem bei allen Therapieversuchen angestrebt werden.